© TheaterPlus by Stefan Falk-Jordan
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Theaterprojekt
„Wandel“
Vom 7. Juni bis zum 17. Juni 2022 gab es ein
Theaterprojekt für die gesamte Inselschule auf
Langeoog. Das LKJ Niedersachsen und der Shantychor
de Flinthörners e.V. haben es ermöglicht, dass fast 100
Schüler*innen über zwei Wochen hinweg ein
Theaterprojekt an ihrer Schule hatten. Zentrales Thema
war der Wandel. Dabei konnte Wandel alles bedeuten,
was den SuS wichtig war. Ein weiteres zentrales Objekt
waren Papphocker. So wurden im Vorfeld 100
Papphocker zum Selbstbauen an die Inselschule geliefert
und warfen damit schon die Schatten voraus auf ein
bislang nicht dagewesenes Projekt an der Inselschule.
Statt Deutsch, Mathe, Englisch konnten sich immer
zwei Klassen zusammen spielerisch ausdrücken. Die 100
Papphocker sorgten fertig aufgebaut für ein stetig
wechselndes Bühnenbild. Mal wurden sie als Tresen
genutzt, mal stellten sie einen Strandkorb dar, wurden
ein Aufnahmestudio und vieles mehr. Und über das
Projekt hinaus werden sie in den folgenden
Kunststunden zu einem individuellen Sitzmöbel
gestaltet.
Angefangen hatte alles damit, dass ich eine große Liebe
zu den Nordseeinseln und im Speziellen zu Langeoog
entwickelte habe. Während in Baden-Württemberg
Pfingstferien sind, wollte ich mich über die
Landesgrenzen hinaus mit meinen Ideen einbringen.
Lehrerin Petra Ahrenholz, die selbst 12 Jahre in der
Nähe von Karlsruhe „im Ländle“ gearbeitet hatte, war
gleich begeistert, als ich mich an der Inselschule meldete
und kümmerte sich um die Koordination. So musste ein
extra Theaterstundenplan erstellt werden, damit alle
Klassen gleichermaßen von dem Projekt profitieren
konnten.
Während der Vorbereitungsphase gab es für alle Klassen
jede Menge Tipps : Wo steht man am besten auf der
Bühne, was mache ich, wenn jemand zu leise spricht
oder sogar seinen Text vergessen hat? So hatte jeder die
passenden Rezepte parat, damit niemand das Gefühl
haben musste, allein gelassen zu werden.
Als der große Tag
der Aufführung
näher kam, mussten
dennoch
kurzfristige
Änderungen
angegangen
werden. Leider
fielen einige Schüler:innen und auch Lehrerinnen
coronabedingt aus, sodass die Aufführung, um den
nötigen Abstand wahren zu können, kurzerhand von der
Aula in die Turnhalle verlegt wurde. Eine Stunde lang
gab es dann vier überaus kurzweilige Stücke zu erleben.
Während die Klassen 1 und 2 den Wandel der
Jahreszeiten auf Langeoog thematisierten, mit allen Vor-
und Nachteilen, die Sommer und Winter auf Langeoog
für Restaurantbesitzer, Lieferanten und die Kinder zu
bieten hat und am Ende mit Schrecken feststellten, dass
sie offenbar in einer Zeitschleife gelandet sind, ging es
bei den Klassen 3 und 4 um den Wandel bei
Freundschaften. Kritisch, aber auch humorvoll wurde
beleuchtet, wie sich Ausgrenzung anfühlt und was
dagegen unternommen werden kann. Immer mal wieder
flatterte eine Möwe in die Szene, die mit dem
Eisverkäufer eine Vereinbarung getroffen hatte: mehr
Eis für sie, mehr Umsatz für ihn!
Die Klassen 5 und 6 zeigten einen Blick in den
Schulalltag. Aus dem Leben gegriffen ging es darum,
warum nicht deutschsprechende Schüler ein Handy
benutzen dürfen, andere dafür aber Ärger bekommen
und wie eine SV-Sitzung eigentlich abläuft. Die
Mathematikarbeit, die an diesem Tag zurückgegeben
wird, die Erwartungen, die man hat und wie sich alles
wandelt, wenn es dann so weit ist und die Lehrerin die
benoteten Arbeiten austeilt, war ebenso ein Thema
dieser Szenen. Alles beginnt auf dem Pausenhof vor der
Schule. Zwischenzeitlich verwandeln sich einzelne
Bereiche in Klassenräume oder die SV Sitzung und
wieder zurück, bis alle am Ende von den
aufsichtführenden Lehrerinnen wieder nach Hause
geschickt werden.
Für die Klassen 7 und 8 stand von Anfang an fest, dass
es ein lustiges Stück werden sollte. Und so nahmen sie
die Zuschauer:innen mit auf einen Blick hinter die
Aufnahmekulissen. „Joachims Laden, Der Amoklauf,
Szene 1, Take 1“ - auf der einen Seite waren die
Schauspieler:innen zu sehen, die mit Ärgernissen im
Alltag eines Einkaufsladen zu kämpfen hatten, auf der
anderen Seite war das Filmteam zu sehen, das sich mit
Störungen durch Pizzaboten, dem Hausmeister oder im
Bild sichtbaren Mikrofonen ärgern musste.
Beleuchtung, die nur nach einem freundlichen Schlag
auf das Gehäuse wieder funktionierten oder eine
Kamera, die vom Stativ fiel waren dabei nur einige der
Missgeschicke, die die Regisseurin in den Wahnsinn
trieben. Zu guter Letzt reichte es der Beleuchterin mit
der fleischhaltigen Pizza und dem Döner, sie bestellte
veganes Sushi für alle!
Die 9. Klasse kam leider über die Vorüberlegungen nicht
hinaus, da dann ein plötzlicher hoher Krankenstand die
Proben unmöglich machte. Die Idee war aber überaus
vielversprechend. Es ging um die Entwicklung vom
Affen zum Menschen, der schließlich seine Erfindungen
nutzte, um andere Planeten zu erkunden, während die
auf der Erde übrigen Menschen überlegten, ob es
überhaupt so eine gute Idee war, die Bäume zu
verlassen.
Ein Thema, völlig unterschiedliche Ideen und
Umsetzungen, selbst die Schüler:innen mit sprachlichen
Defiziten waren eingebunden und gingen in ihren
Rollen auf. Das kann man wohl einen vollen Erfolg
nennen!
Zum Abschluss waren sich alle einig: Das wollen wir
nächstes Jahr unbedingt wiederholen!
Einen großen Dank geht hier auch an den Shantychor
de Flinthörners, der dieses Projekt durch seine
Einbindung in die Antragsstellung und Verwaltung erst
ermöglicht hat. Und an die Landesvereinigung
Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V. (LKJ), die
Kooperationspartner des Zukunftprogrammes des
Landes Niedersachsen „Startklar in die Zukunft“ sind.